In anthropometrischen Datensammlungen finden sich oft Perzentilwerte für Maße einzelner Körperabschnitte bzw. Körperteile. Diese sind aus physiologisch-anatomischen (siehe Bewegung) und messtechnischen Gründen nicht immer frei kombinierbar/addierbar. Aber auch statistisch bedingt durch die Bildung von Perzentilen (siehe Wie verwende ich Perzentile?) ist die Addition von einzelnen Perzentilwerten kritisch.
Die additive Armlänge entspricht nur der Addition der Einzelmaße von Oberarmlänge, Unterarmlänge und Handlänge, wenn die Einzelmaße dem anatomischen Zusammenhang entsprechen, ein entsprechender Messpunkt sich also zwischen zwei Knochen "im Gelenk" befindet. Die z.B. in der DIN EN ISO 7250-1 angegebenen ergonomisch sinnvollen Einzelmaße Schulter-Ellenbogen-Länge, Ellenbogen-Handgelenk-Länge und Handlänge ergeben eine längere additive Armlänge als real vorhanden (folgende Abbildung).
Schon in Wie verwende ich Perzentile? wurde darauf hingewiesen, dass die Kombination von Perzentilwerten verschiedener Dimensionen des Körpers (Höhen- und Breitenmaße) wegen der Proportionsunterschiede zur Bestimmung der Maße z.B. eines sehr großen Menschen fehlerhaft wird. Auch die Kombination von Längenmaßen ist wegen der Proportionsunterschiede des menschlichen Körpers nur eingeschränkt möglich, wie das Beispiel in nachfolgender Tabelle verdeutlicht.
P5 | P50 | P95 | |
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Körperhöhe | 1607 | 1715 | 1825 |
Sitzhöhe | 846 | 904 | 958 |
Beinlänge (projektivisch) | 742 | 812 | 886 |
errechnete Körperhöhe → falsch | 1588 | 1716 | 1844 |
Die hier verwendete Beinlänge wird üblicherweise individuell aus der jeweils gemessenen Körperhöhe und Sitzhöhe (Stammlänge) als Differenzmaß bestimmt.
Für den Einzelnen gilt: Körperhöhe - Sitzhöhe = projektivische Beinlänge
Addiert man jetzt die Werte des 95. Perzentils von Sitzhöhe und Beinlänge, kommt man auf einen höheren Wert des 95. Perzentils für die Körperhöhe (1844 mm) als der wirklich gemessene Wert des Perzentils von 1825 mm. Die Differenz zwischen gemessenem und errechnetem Wert des 5. Perzentils ist mit ca. 20 mm ähnlich groß. Die Ursachen hierfür lassen sich durch das Phänomen von Sitzriesen und Sitzzwergen, also Proportionsunterschieden erklären. Kleine Menschen haben eher kürzere Beine, wohingegen der Rumpf nicht kürzer ist (Sitzriesen). Große Menschen haben eher längere Beine, aber nicht unbedingt den längeren Rumpf (Sitzzwerge) (siehe Achtung: Perzentilangaben nicht einfach kombinieren!).