Wie werden Körpermaße gemessen?

Die Körpermaße sollten immer durch eine definierte Messmethode an definierten Messpunkten in definierten Standardpositionen der gemessenen Probanden ermittelt werden. In der Regel sind die Probanden dabei nur leicht bekleidet.  

Die Messungen basieren auf definierten Messpunkten oder Bezugsebenen wie der Stand- oder Sitzfläche. Bei Längen-, Tiefen- und Breitenmaßen ergeben zwei definierte Messpunkte1 eine Messstrecke. So ergibt die Entfernung von der Standfläche zum Vertex die Körperhöhe.

Die Messpunkte bei der klassischen Anthropometrie sind direkt am menschlichen Körper erkennbar oder tastbar. Dabei kann man 2 Gruppen unterscheiden:

  • Messpunkte die skelettbasiert oder skelettär ertastet werden und
  • Messpunkte, die an der Körperoberfläche liegen (Weichteilmaße).

Skelettäre Messpunkte erfordern ein Ertasten von definierten Knochenpunkten unter der Haut z.B. am Ellenbogen, am Kniegelenk, an der Schulter.

Messpunkte an der Körperoberfläche werden direkt auf der Haut erkannt (Weichteilmaße) z.B. beim Messen der Breite der Oberschenkel im Sitzen (Körpersitzbreite) oder der größten bzw. bideltoidalen Schulterbreite.

Beim Body-Scan wird ausschließlich die Körperoberfläche mit Laser abgetastet. Anhand dieser Oberflächenbilder werden die Maße dann anschließend indirekt durch automatische bzw. manuelle Bestimmung von Messpunkten mittels Cursor am Scan geschätzt.

Die Messpunkte und somit die Maße verschiedener Methoden sind nicht immer direkt vergleichbar, dies gilt z.B. für die knöcherne bzw. (bi)akromiale Schulterbreite. Während mit der klassischen Methode die skelettären Messpunkte der Schulter ertastet werden und der direkte Abstand von einem skelettären Punkt zum anderen gemessen wird, wird beim Body-Scan lediglich die Oberfläche der Schulter beschrieben. Daher können sich bei unkorrekter Positionierung des Messpunktes auf dem Scan für die gescannten Daten höhere Werte ergeben.

Messmethoden zur Ermittlung von Körpermaßen

In den entsprechenden Normen werden die Messpunkte für die klassische Anthropometrie (DIN EN ISO 7250-1) und das Body-Scanning (DIN EN ISO 15536-1) beschrieben, und es wird die Übertragbarkeit, also die Kompatibilität der Maße erläutert. Für Breitenmaße wird beispielsweise eine erlaubte Abweichung bzw. Messwerttoleranz von + 4 mm angegeben.

Methodik

Die Besonderheit anthropometrischer Daten ergibt sich aus der Methodik, denn anthropometrische Maße

  • … werden fast immer in standardisierter Grundposition der untersuchten Person gemessen. Diese Grundpositionen werden in der Realität von Menschen nur selten dauerhaft eingenommen. Beispielsweise wird die Sitzhöhe (die Höhe des Körpers über der Sitzfläche, Stammlänge) bei gestrecktem Oberkörper im Sitzen gemessen. Es gibt auch Angaben für eine gelockerte bzw. bequeme Körperhaltung (siehe Handbuch der Ergonomie). Das ist allerdings selten, weil die Daten oft schwer vergleichbar sind und die Reproduzierbarkeit der Daten problematisch ist. Für die Praxis sind sie dennoch eine gute Hilfestellung (siehe Bequeme Körperhaltung),
  • … sind meist Maße, die in starren bzw. statischen Positionen gemessen werden. Sie spiegeln selten Bewegungsabläufe wieder, welche je nach Dynamik einen sehr großen Einfluss haben können (siehe Bewegung),
  • … beziehen sich auf den weitgehend unbekleideten Körper. In den meisten Anwendungen sind die Menschen aber bekleidet. Diese Bekleidung kann Maße verringern - wie z. B. den Taillenumfang bei sehr eng getragenen Hosen - oder (je nach Art der Kleidung) unterschiedlich stark vergrößern, wie z. B. die Fußmaße durch Schuhe oder die Umfangsmaße durch dicke Jacken (siehe Bekleidung),
  • … sind nicht immer frei kombinierbar, denn es handelt sich nicht um die Einzelmaße eines Individuums, sondern um die Werte einer untersuchten Gruppe (Perzentile, siehe Was sind Perzentile?). Eine Person mit einer Körperhöhe, die dem Wert des 5. Perzentils entspricht, muss nicht zwangsläufig eine Beinlänge des entsprechenden 5. Perzentils besitzen. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass sich die weiteren Körpermaße eines Individuums in ganz anderen Perzentilbereichen wiederfinden werden. Mit anderen Worten: Eine Person mit dem 5. Perzentilwert der Körperhöhe entspricht nicht in allen Körpermaßen dem 5. Perzentil (siehe auch Addition von Körpermaßen),
  • … variieren zwischen Menschengruppen unterschiedlicher geografischer Herkunft (Populationen), dies ist bei der Anwendung der Daten zu berücksichtigen (siehe Einfluss der geografischen Herkunft),
  • … sind geschlechtsspezifisch, da Frauen nicht nur durchschnittlich geringere Längenmaße als Männer haben, sondern auch andere Proportionen. So haben Männer bei identischer Körperhöhe meist die längeren Beine (siehe Einfluss des Geschlechts),
  • … geben Höhen-, Längen-, Breiten- und Umfangsmaße des menschlichen Körpers wieder. Diese können am Skelett (skelettäre bzw. skelettbasierte Maße) oder direkt an der Oberfläche (Weichteilmaße) ermittelt werden (siehe Wie werden Körpermaße gemessen?)
  • … sollten nach international standardisierten Messmethoden (u. a. DIN EN ISO
    7250-1) mit entsprechenden Messgeräten ermittelt worden sein (siehe Wie werden Körpermaße gemessen?)
  • … werden entsprechend der klassischen Anthropometrie, direkt mit Kontakt zum menschlichen Körper gemessen. Kontaktlos erfolgt die Erfassung der Körperoberfläche beim indirekten Scannen (siehe Wie werden Körpermaße gemessen?),
  • … können auch durch den Kontakt mit der körpernahen Umgebung oder den Druck auf Weichteile verändert werden. So verringert sich beispielsweise die Sitzhöhe beim Einsinken in eine gepolsterte Sitzfläche (siehe Kontaktumwelt)

1 einzelne Messpunkte werden im Glossar erläutert

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